Obstbäume und Beerensträucher am Steilhang – eine besondere Herausforderung

Zum jährlichen Obstbaum-Schnittkurs trafen sich am 16. März Mitglieder und Gäste unseres Vereins im Garten von Familie Sartoris am Pützborner Hang.

Gärtnermeister Lutz Lambrecht nahm zusammen mit den Teilnehmern zuerst die Bäume auf der obersten „Etage“ des Hanggartens in Augenschein und stellte fest, dass in Folge des Klimawandels ein Weinbergspfirsich hierhin passen würde. Da der Garten aber vor über dreißig Jahren in der damals noch rauen Vulkaneifel angelegt wurde, sind hier Zwetschge, Apfel, Flieder und Holunder vertreten.

Er empfahl, Zwetschgenbäume ab einem Alter von 20-25 Jahren durch das Herausschneiden älterer Äste zu verjüngen.

Für eine Edelrose, die am sich abwärts schlängelnden Pfad sitzt, holte der Fachmann die Schere hervor und verpasste ihr einen kräftigen Rückschnitt – Zapfen von 2-3 cm blieben stehen. Da Rosenholz nicht alt wird, kann man auch im Sommer noch etwas wegschneiden.

Wird ein Schwarzer Holunder auf Frucht geschnitten, ist er laut Lutz Lambrecht nach 20 Jahren „tot“.

Dass es auch bei diesem Fruchtgehölz Sorten gibt, dürfte wohl den wenigsten bekannt sein. „Lambrechts Gigant“ bildet Dolden bis zu 25 cm und ist wahrscheinlich eine Kreuzung zwischen „Wunder von Vossloch“ und „Haschberg“.

Auf die Frage einer Teilnehmerin nach Marillen erklärte der Fachmann, dass diese bei uns nicht gedeihen, weil sie keine nassen Spätfröste vertragen. Steht der Baum schon im Saft, wenn es nochmal friert, platzt das Holz und stirbt ab. In den Bergen dagegen befinden sich Aprikosenbäume im Winterschlaf bis zur Blüte.

Für Apfelbäume muss ein passender Baum zur Bestäubung in der Nähe stehen. Dabei ist nicht nur die Blütephase (früh, mittelfrüh, mittelspät, spät) sondern auch der Chromosomensatz wichtig. So kann eine Goldparmäne (diploid) einen Boskop (triploid) befruchten, umgekehrt nicht; die Goldparmäne braucht einen anderen Partner.

Bienen sind blütentreu und fliegen erst die Apfelblüten an, bevor sie sich den unangenehm riechenden Birnenblüten zuwenden.

Für einen Apfelbaum am Hang, der blüht, aber nicht trägt, gab Herr Lambrecht keine Schnittempfehlung, sondern riet den Gartenbesitzern, abzuwarten. Apfelbäume müssen ein gewisses Alter erreichen, um Früchte anzusetzen – manchmal dauert es zehn Jahre.

Eine große Gefahr für die Wurzeln junger Obstbäume sind Wühlmäuse. Sie sind Vegetarier, ihre Zähne wachsen ein Leben lang nach, und sie sind absolute Feinschmecker: die Nager bevorzugen Apfelbäume. Da gute Äpfel auch eine bessere Wurzel haben, machen sie sich zuerst über Cox Orange her, gehen dann an die Goldparmäne und schließlich an den Jonagold. Den Bohnapfel verschmähen sie.

Um Wühlmäuse zu vertreiben, rät der Fachmann dazu, im Herbst 20 – 30 cm Pferdemist (Stroh, nicht die Pferdeäpfel) um den Baum herum zu verteilen. Der Regen spült den Urin in den Boden, was den Mäusen stinkt… Auch Rapsstroh und Schafwolle lohnen einen Versuch.

Nachdem im unteren Gartenbereich noch die Himbeer- und Johannisbeersträucher inspiziert waren, ging es wieder aufwärts zur überdachten und momentan rundum geschützten Terrasse, wo die Gärtner bei Kaffee und Kuchen ihre Erfahrungen austauschten.

Wenn es wärmer wird, werden die PVC-Platten wieder entfernt und der Blick ins Weite bis hin zum Sender Scharteberg wird Familie Sartoris für die oft mühsame Arbeit in ihrem Garten am Hang entschädigen.

Bilder zur Veranstaltung