Daun. Anlässlich der Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Daun wurden neun langjährige Mitglieder geehrt; leider konnten nur zwei davon bei der Veranstaltung anwesend sein. Die Vorsitzende Claudia Lange bedankte sich bei Petra Weber und Marlu Follmann für die 25-jährige Treue zum Verein mit einer Urkunde und einer Vogeltränke als Präsent.
Ebenfalls auf eine 25-jährige Vereinszugehörigkeit können zurückblicken:
Inge Grohsmann, Inge und Peter Mahler, Manfred Borsch, Egon Schmitz, Hans-Jörg Schwarz, Hildegard Appenzeller und Elfride Schmitz; sie wurden zu Hause geehrt.
Nach der Abhandlung der Regularien und einem Ausblick auf das neue Gartenjahr referierten Jana und Dietmar Johnen über ihren Naturlandbetrieb in Kalenborn-Scheuern, der nach dem Konzept der „Solidarischen Landwirtschaft“ geführt wird.
Das bedeutet, dass Verbraucher/ innen derzeit von Mai bis November einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 85 € bezahlen und dafür wöchentlich 3-5 kg „regionales/ saisonales/ ökologisch erzeugtes“ Gemüse erhalten. Die Abholung kann freitags im Betrieb oder in Daun Boverath erfolgen.
Durch diese verbindliche Zusammenarbeit werden die Verantwortung und das Risiko für die Erzeugung der Lebensmittel zwischen den Landwirten und den Verbrauchern geteilt.
Jana Johnen leitete ihren Vortrag mit der Frage „Was sind uns unsere Lebensmittel noch wert?“ ein. Sie führte aus, dass die Menschen um 1900 57 % ihrer Gesamtausgaben für Lebensmittel aufwendeten, 1980 25 % und heute nur noch 11 %.
Die Preise für Gemüse wurden immer mehr gedrückt, wodurch Qualität und Vielfalt deutlich zurückgegangen sind.
Bilder von der Anzucht der Gemüsepflanzen im Gewächshaus und vom Anbau auf dem Feld zeigten sehr anschaulich die Entwicklung des Naturlandbetriebs.
2020 erfolgte die erste, noch kleine Gemüseernte; mittlerweile ist diese in der Menge und in der Vielfalt so groß geworden, dass aus den anfänglich ausgelieferten acht Anteilen pro Woche 25 Anteile geworden sind.
So stehen im Mai beispielsweise Radieschen, Salate und Spinat zur Verfügung, im Sommer u. a. Spitzkohl, Mangold und Zucchini und im Herbst folgen Tomaten, Kartoffeln und verschiedene Kohlarten.
Alles wird unter ökologischen Gesichtspunkten erzeugt:
Da Familie Johnen im Nebenerwerb eine Schafherde von 100 Muttertieren hält, wird der Mist der ostfriesischen Milchschafe zur Düngung genutzt. Außerdem werden Brennnesseljauche und Bioaktivkohle eingesetzt; gemulcht wird mit Schafwolle, Stroh und Kaffee.
Schädlingsbekämpfungsmittel sind natürlich tabu, stattdessen werden Gemüsenetze z. Bsp. gegen den Kohlweißling über die Kulturen gespannt.
Im Gewächshaus werden die Tomatenpflanzen derzeit noch über eingegrabene Töpfe (im Sommer 4-5 mal täglich) gegossen, dort ist eine Tröpfchenbewässerung geplant.
Im Naturland-Betrieb Johnen werden auf 1ha Gemüse und Kartoffeln angepflanzt, die übrigen Flächen werden für Getreide genutzt.
In diesem Jahr wird erstmals Westerwälder Fuchsweizen als Winterfrucht angebaut. Diese alte Getreidesorte ist laut Dietmar Johnen nicht anfällig für Krankheiten und braucht keine Stickstoffdüngung, wenn Kartoffeln als Vorfrucht auf dem Acker gewachsen sind.
Der rötlich abreifende Weizen fällt aber jedes Jahr etwas anders aus, was eine Vermarktung schwierig macht. Um das daraus gewonnene Mehl zu verarbeiten, ist handwerkliches Bäckergeschick gefragt und so entstand die Verbindung zu Bäckermeister Josef Utters, der im Herbst Brot aus dem Fuchsweizenmehl backen will.
Es war ein sehr interessanter Vortrag von Vater und Tochter Johnen, bei dem das Motto der „Solidarischen Landwirtschaft“ immer wieder deutlich wurde:
„Wir nehmen den Lebensmitteln ihren Preis und geben ihnen so ihren Wert zurück.“