Auch diesmal gab es für die Mitglieder unseres Vereins beim jährlichen Besuch des Öko-Gartens von Hans-Jürgen Kesten in Dohm-Lammersdorf wieder viele interessante Eindrücke.
Bei den Kürbispflanzen hinter dem Eingang zeigte Herr Kesten einen „Schneckenkragen“, den er in diesem Frühjahr getestet hat: von einem mittelgroßen Plastiktopf hat er den Boden abgeschnitten und den Rest mit der größeren Öffnung nach unten über die Pflanze gestülpt. Außerdem setzt er erfolgreich Eckputzprofile aus dem Baumarkt als Schneckenzäune entlang von besonders gefährdeten Beeten ein.
Der pensionierte Agraringenieur baut alte und neue Gemüsesorten an und testet Pflanzengemeinschaften im Hinblick auf gegenseitige Förderung und Schädlingsabwehr. Auch die Folgen des Klimawandels werden berücksichtigt: so wächst zwischen den Gemüse-Reihen Luzerne, die in trockenen Jahren das Wasser aus der Tiefe holt und ihren Nachbarpflanzen etwas davon abgibt. Nach der Gemüseernte ist die Luzerne ein wertvoller Rohstoff für den Kompost.
Zwei andere Leguminosen wachsen zur Rekultivierung weiter hinten im Garten: Serradella (nicht winterfest) und Esparsette (mehrjährig); beide werden als stickstoffbindende Bodenverbesserer geschätzt.
Beim weiteren Rundgang durch den großen Garten fällt auf, dass fast alle Beete von bunten Blumen gesäumt sind. Da leuchten bekannte Sorten wie Mohn, Ringel- und Kornblumen zwischen dem Grün, zudem sind Schafgarbe, Malven und Lein vertreten – aber auch wunderschöne unbekannte kleine Blüten in gelb, weiß und pink aus Samenmischungen laden zur näheren Betrachtung ein.
Im „Garten am Heidberg“ gibt es selbst für erfahrene Gärtner immer wieder Neues zu entdecken wie Linsenpflanzen, Wasabi-Rauke oder die wunderschön rosa blühende Zuckererbse „Universal“, eine späte, alte Sorte (Deutschland vor 1945).
Die gängigen Gemüsesorten werden u. a. ergänzt durch Soja, Markstammkohl und Helgoländer Wildkohl, die Salatsorten durch Krause Malve und Hirschzungensalat. Ein besonderer Farbtupfer in der Salatschüssel ist sicherlich die Blatt Rote Bete „Non plus ultra“, eine dunkelrote, sehr alte Sorte von ca 1922.
Im Milpa-Beet ranken die Bohnen am Mais hoch und der Boden wird von den Kürbispflanzen beschattet.
Die Reihen der Gemüsepflanzen sind mit Schafwolle gemulcht, was sich in den vergangenen trockenen Jahren sehr bewährt hat.
Neben dem Eingang zum Tomaten-Gewächshaus hängt ein Text mit Empfehlungen zum Anbau der wärmeliebenden Pflanzen. Außerdem wird ein Mittel im Kampf gegen die in unserem Klima oft bei Tomaten und Kartoffeln auftretende Kraut- und Braunfäule vorgestellt:
„Hexengebräu (eine alte Rezeptur aus Kroatien von Trudi Borsus).
Rezeptur: 8 g Backpulver, 1 EL Rapsöl, 1 Spritzer Spülmittel und 1 l Wasser kräftig mischen.
Bei den ersten Befallsanzeichen Tomaten- und Kartoffellaub von oben und unten besprühen, öfter wiederholen und befallene Pflanzenteile vorher entfernen.“
Beim anschließenden Kaffeetrinken sind die Nacktschnecken wieder Thema.
Hans Jürgen Kesten weiß Erstaunliches von der Spanischen Wegschnecke, die offiziell „Kapuzinerschnecke“ heißt, zu berichten: sie schafft es, 10 m pro Stunde zu kriechen (andere Gartenschnecken 3-4 m), kann aus bis zu 50 m Entfernung zarte Jungpflanzen wittern und hat auf ihrer Zunge über 20.000 Zähnchen, die nachwachsen.
Und sie besteht zu 85 % aus Wasser – genau wie die Gurke.
Ein anschaulicher Vergleich, der sich einprägt. Auch wenn man den “Garten am Heidberg“ schon öfter besucht hat – ein Rundgang dort ist immer inspirierend für die eigene Gartenarbeit.