Essbare Dahlienblüten, ein wachsames Hähnchen und das Hundertwasser-Haus – eine Führung durch die GRUGA

Unser Jahresausflug führte uns diesmal nach Essen in den Grugapark.

Bei einer Führung erfuhren wir vieles über die Geschichte des mittlerweile 70 Hektar großen Parks:

1929 wurde die Gruga als „Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung“ gegründet.

Es gab zwar schon Versuchshäuser, in denen Pflanzen z. Bsp. auf Rauchunempfindlichkeit getestet wurden – für das Ruhrgebiet ein wichtiger Aspekt bei der Pflanzenauswahl – aber das Thema Landschaft stand im Vordergrund. Also gingen die Essener sonntags in die Gruga. Weiße Anzüge und Kleider waren am Abend grau, aber die Luft war dort besser.
1938 fand die Reichs-Gartenbau-Ausstellung, ein Prestige-Objekt der Nationalsozialisten, statt.
Sie war akkurat und geradlinig angelegt. Wasserspiele wurden geschaffen und ein Botanischer Garten angegliedert. Auch die Liliputbahn nahm ihren Betrieb auf.

Im zweiten Weltkrieg wurde der Park stark bombardiert und sollte anschließend wieder aufgebaut werden.

Als die Amerikaner die Bevölkerung fragten, was sie denn auf jeden Fall wollte, lautete die Antwort: „Bäume!“ Es gab ein großes Bedürfnis nach einer grünen Oase. Jeder zehnte Baum wurde damals aus dem Essener Stadtgebiet entnommen und auf dem Parkgelände eingepflanzt. Daher sind etliche der heute noch vorhandenen Bäume mehr als 100 Jahre alt.

1952gab es wieder eine Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung – mit mehr Wiesenflächen zur Erholung von Familien, einem Kleintierzoo und einem Aquarium.

Als letzte große Ausstellung fand 1965 die Bundesgartenschau auf dem Gelände mit Gruga-Bad, Sport-Angeboten, Bauernhof und Verkehrsschulungsplatz statt .

In den 80er Jahren wurde aus Krupp-Stahl die Orangerie gebaut.
Sie soll abgerissen und bis 2029 – zum 100-jährigen Jubiläum des Gruga-Parks – aus erneuerbaren Materialien und mit Dachbegrünung neu errichtet werden.
2017 wurde Essen als „Grüne Hauptstadt“ ausgezeichnet.

Nach dieser Einführung von Frau Jahn starten wir unseren Rundgang durch den Park, in dem uns auffällig viele Kunstwerke begegnen.

Unsere Park-Führerin bleibt immer wieder stehen, zupft hier und da ein Blatt oder eine Blüte ab und macht uns auf interessante Bäume oder Pflanzen aufmerksam:

  • auf den Chinesischen Kuchenbaum, dessen Blätter karamellig nach Lebkuchen duften
  • auf die Dahlienblüten, die essbar sind (wir probieren)
  • auf den Tulpenbaum, der aus Nordamerika kommt und nach 10-15 Jahren blüht
  • und auf den Trompetenbaum, der auch „Beamtenbaum“ genannt wird (kommt spät und geht früh). Er bildet nach der Blüte lange Schoten und seine Blätter schimmern in der Sonne wie Taft.

Zwischendurch begegnet uns das „Wachsame Hähnchen“, eine der beiden Gruga-Bahnen, die noch in Betrieb sind. Auch die anderen Bahnen haben klangvolle Namen: Schwarze Lene, Zornige Ameise und heimliche Liebe. Früher wurden mit der Liliputbahn Kartoffeln und Gemüse, die auf Beeten im Park angebaut wurden, zum nahegelegenen Klinikum transportiert.

Wir sehen den Musikpavillon, wo unter anderem Taschenlampen-Konzerte stattfinden und den Gruga-Turm mit der Tulpe, dem Wahrzeichen der Gruga.

Als lebendiges Wahrzeichen begrüßten hinter dem Eingang über viele Jahre hin zwei Pelikane die Besucher; sie sind inzwischen verstorben.

Aber andere Tiere gibt es noch auf dem Gelände: Eulen und Papageien aus schlechter Haltung finden in der Auffangstation für Vögel ein neues Zuhause und in einem der Pflanzenschauhäuser leben bunte Rebhühner. Schildkröten werden immer wieder im Park ausgesetzt.
Die früher dort lebenden Greifvögel wurden inzwischen in den Park nach Hellenthal in der Eifel abgegeben.
Die Blumenarena, wo im Frühling Tulpen standen und jetzt Dahlien blühen, ist nicht mehr wie früher komplett mit Blumen gefüllt. Aus Kostengründen hat man Rasenflächen dazwischen angelegt.
Wir gehen vorbei an Rhododendren, von denen einige schon seit 1927 im Park stehen und damit zu den ältesten Gehölzen auf dem Gelände zählen.
Von imposanter Größe sind die Mammutbäume, von denen es nur noch drei Arten gibt: Küstenmammut-, Riesenmammut- und Urweltmammutbaum – alle drei wachsen im Gruga-Park.
Vorbei am Frauenmantel, der früher nicht nur als Heilpflanze, sondern auch zum Färben von Kleidung genutzt wurde (von hellgelb bis olivgrün), gelangen wir zum Staudengarten, wo unter anderem Blauraute und Wollziest wachsen. Letzterer wird aufgrund seiner streichelweichen Blätter auchHasen- oder Eselsohr genannt.

Im angrenzenden „Lindenrund“, einem von einer Hecke umschlossenen Rondell, steht eine Speerwerferin mitten in üppiger Blumenpacht. Hier erfahren wir, dass es Sommer- und Winterlinden gibt und dass der Unterschied auf der Rückseite des Blattes zu sehen ist.

Wir sehen die Baumallee, die zum Tannenwald führt und durchqueren den Garten der Sinne und den Arzneigarten.
Wie schmal der Grad zwischen Arznei- und Giftpflanze ist, wird am Blauen Eisenhut deutlich.
Heute noch immer in der Homöopathie geschätzt, wurde er früher auch als „Witwenstrumpf“ bezeichne: Frauen wuschen die Strümpfe ihrer Männer in einem Sud davon und trockneten sie. Wenn die nichtsahnenden Männer ihre Strümpfe dann anzogen, wurden sie dadurch vergiftet.

Im Westfälischen Bauerngarten stehen Schilder mit den plattdeutschen Namen der heimischen Gemüsearten wie “Kappes“ oder „Schloot“ – was uns sehr bekannt vorkommt, denn auch im Eifeler Dialekt gibt es „Kappes“ und „Schalot“.

Im mediterranen Garten blüht der Korallenbaum, dessen scharlachrote Blüten an den Rock einer Flamenco-Tänzerin erinnern.
Unser Rundgang endet auf einer Brücke mit dem Blick auf das bunte Hundertwasserhaus, das 2002 nach den letzten Plänen des Künstlers gebaut und von der McDonald’s Kinderhilfe Stiftung gesponsert wurde. Hier können Familien schwer kranker Kinder, die im Klinikum behandelt werden, eine Zeitlang wohnen.

Nach der Führung besuchen wir noch die Pflanzenschauhäuser, in denen typische Pflanzen aus verschiedenen Klimazonen der Welt zu sehen sind. Außer Palmen, Kakteen und Bonsais ist dort auch eine stattliche Sammlung von Chili-Pflanzen zu sehen.
In einem der Gewächshäuser konnten die Besucher der Gruga im Juni eine Titanenwurz Blüte bestaunen. Die über 2,20 m hohe Pflanze gilt als größte Blume der Welt und blüht nur kurz. Dieses Ereignis haben wir verpasst, was aber angesichts der Tatsache, dass die Blüte nach Aas riecht, nicht so schlimm ist…

Da außer in den Pflanzenschauhäusern und im Bauerngarten nur sehr wenige Schilder mit Namen und Informationen über die Pflanzen und Bäume zu finden sind, ist eine Führung durch den Park unbedingt zu empfehlen. 

Und da wir mit Frau Jahn eine absolut kompetente und sehr engagierte Führerin hatten, nahmen wir viele tolle Eindrücke und Informationen aus der Gruga mit nach Hause.

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